Jörg Döring

Döring, Jörg

In drei Dekaden hat Jörg Döring eine eigenständige, vitale Bildsprache mit originellen Bezügen und Sichtweisen zur komplexen und komplizierten Alltagswelt entwickelt.

Jörg Döring ist Mitte der sechziger Jahre im Ruhrgebiet geboren. „Born to make art“ sozusagen, denn schon seit 1986, mit knapp 20 Jahren, ist er als freischaffender Künstler tätig. Die ursprüngliche Idee, das elterliche Unternehmen zu übernehmen, hatte er schnell zugunsten der Kunst aufgegeben. In Essen richtete er sich sein erstes professionelles Atelier ein, dann folgten Ausstellungen in der Region. Im Jahr 1995 kam dann der Umzug nach Meerbusch bei Düsseldorf, wo er auch heute noch lebt und in einem Atelier mit rund 750 qm Fläche und einem Team von mehreren Assistenten und Assistentinnen arbeitet. Präsentationen auf Kunstmessen und mehr als 250 Ausstellungen im Inund Ausland machen ihn zu einem über die Grenzen
hinaus bekannten und viel beachteten Künstler.

Inspirierende Botschaften

Im Interview mit Petra Hugenschmidt verrät Jörg Döring, woher seine Affinität zur Pop Art rührt und erläutert die Vielschichtigkeit seiner Bilder – inhaltlich wie technisch.

Petra Hugenschmidt, Galerie Kersten (GK): Herr Döring, seit bald vierzig Jahren arbeiten Sie als PopArt-Künstler und erzählen mit Ihren Bildern Geschichten. Gab es denn schon immer den Hang zur PopArt?
Jörg Döring: Ich komme aus einem Elternhaus, das schon immer sehr kunst- und modeaffin war. Mein Vater war ursprünglich Maler, der auch am Theater am Bühnenbild mitarbeitete, bevor er ein Unternehmen im Modebereich gründete. Schon als Kind hatte ich ständig den Pinsel in der Hand und habe schon damals Mickey Maus gemalt, weil ich sie über die Firma meines Vaters von der Modemarke Fiorucci her kannte. Das waren die ersten, die in den 70er Jahren die Mickey Maus auf T-Shirts druckten. Die PopArt war damals in der Mode sehr präsent, in meinem Elternhaus war ich umgeben von Plakaten, Büchern, bin mit meinen Eltern in Ausstellungen gegangen, die mit PopArt zu tun hatten.

GK: Sie sind PopArt-Maler der mittlerweile dritten Generation. Welcher PopArt-Künstler der ersten Generation hat es Ihnen denn besonders angetan?
JD: „The Godfather of PopArt“ Andy Warhol war schon sehr prägend für mich, einfach deswegen, weil er den ganzen Kunstmarkt umgekrempelt und vieles in der Kunst über Bord geworfen hat, was damals gang und gäbe war. Einige von uns heutigen Künstlern wären ohne ihn nicht zu dem geworden, was wir heute sind.

GK: Sie gehen nun in Ihrer Kunst noch einen Schritt weiter, vereinen z.B. unterschiedliche Techniken miteinander. Ihre Bilder kommen nicht „leise“ daher, sie haben einen „Wow“-Moment: Ikonen des Films und Fernsehens werden in einen neuen Zusammenhang gestellt, intensive Farben und Schrift – Statements oder Botschaften – kommen hinzu und machen in der Kombination Ihre Arbeiten aus. Sie fesseln den Blick und regen zum Schmunzeln oder auch zum Nachdenken an.
JD: Meine Kunst bleibt nicht nur an der Oberfläche, sondern ist durch ihre Vielschichtigkeit, durch die Kombination mehrerer Techniken miteinander ein Ort des Entdeckens. Die Typografie kann einen Denkprozess anstoßen und dem Betrachter vermitteln, dass es sich lohnt, über das Thema des Bildes nachzudenken. Dabei ist mir aber explizit wichtig, dass meine Bilder keine Gesellschaftskritik transportieren und keinen moralischen Zeigefinger erheben wollen. Sie sollen über ihre Ästhetik hinaus Geschichten erzählen und inspirieren.

GK: Es sind oft mehrere Techniken kombiniert: Fotografie, Ölmalerei, Typografie – und nun kommt auch noch das hochglänzende Epoxidharz zum Einsatz. Wie dürfen wir uns denn die Arbeit in Ihrem Atelier vorstellen?
JD: Es sind viele Tätigkeiten nötig, die sich mit den Vor- und Nacharbeiten zu den Bildern beschäftigen. Dafür brauche ich meine Mitarbeiter. Es müssen z.B. Leinwände aufgespannt, Fotos bearbeitet, Epoxidharze angemischt werden. Dabei spielt Zeit eine wichtige Rolle, die einzelnen Arbeitsschritte müssen also Hand in Hand gehen. Das könnte ich allein gar nicht bewältigen. Mein Atelier ist zweigeteilt, im Erdgeschoss finden die handwerklichen Tätigkeiten für die Mixed Media-Arbeiten statt, während ich mich im oberen Stockwerk ganz alleine in altmeisterlicher Tradition der Ölmalerei widme. Die Technik der Ölmalerei, die ja schon Jahrhunderte alt ist, fasziniert mich seit jeher und wird mich wohl mein ganzes künstlerisches Leben begleiten. Sie wird für mich nie ausgereizt sein. Ein Ölgemälde wird von mir vorher nie komplett durchdacht. Ich arbeite meist an mehreren Gemälden gleichzeitig, gehe von Zeit zu Zeit von einem zum anderen und ändere etwas, wie es mir gerade in den Sinn kommt.
Bei den Mixed Media-Arbeiten bin ich immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem, denn so manche Technik ist für mich irgendwann mal ausgereizt, nachdem ich sie jahrelang in allen Facetten ausprobiert habe. Früher habe ich viele Collagen und Siebdrucke gemacht, seit etwa fünf Jahren arbeite ich nun begeistert mit Epoxidharzen, mit denen ich experimentiere. Die Grundlage für meine Mixed Media-Bilder sind zunächst Fotografien, hinzu kommen Handzeichnungen oder Schriften, mit denen ich dann ein Motiv erarbeite, das digitalisiert und auf eine hochwertige Leinwand gebracht wird. Dann kommen die Epoxidharze ins Spiel. Ich mische ihnen Farbpigmente bei und färbe sie ein, sodass ich ähnlich der Aquarellfarbe nass-in-nass malen kann. In verschiedenen Schichten trage ich die Harze auf die Fotoleinwand auf und versiegle das Bild am Ende mit einer Klarharzschicht. Dadurch bekommt das Bild eine enorme Tiefenwirkung, und die Farben erscheinen noch brillanter. Man hat letztendlich den Eindruck eines kolorierten Fotos mit einer gläsernen Optik, in der immer wieder Reflexe auftauchen.

GK: Sie sind ja eigentlich ein Freund des Großformats. Nun haben Sie aber mit den Crazy little things auch sehr handliche, kleinere Formate in Ihr Œuvre aufgenommen. Ist die Arbeit an diesen unterschiedlichen Formaten eine Herausforderung?
JD: Tatsächlich habe ich lange Zeit die kleineren Formate gemieden, mittlerweile habe ich sie aber zu einer Art „Kult“ erhoben. Mir kommen viele spontane Ideen, die ich in diesen Crazy little things am besten verwirklichen kann. Diese Formate müssen nicht immer wie die großen Bilder einen repräsentativen Charakter haben und ein Statement geben. Hier können auch mal Nebensächlichkeiten und originelle Momente präsentiert werden. Bei den kleinen Formaten kann ich also wieder andere Geschichten erzählen als bei den großen. Und darauf kommt es mir an.

GK: Lieber Herr Döring, herzlichen Dank für das Gespräch!

Zum Durchblättern bitte auf Abbildung klicken

Nach oben scrollen